„Werde weiterhin wehen, wie und wo ich will“: der Heilige Geist am letzten Mittwoch im Petersdom. |
Der Streit der Gesprächsparteien war an einer Formfrage entbrannt: Während die Befugnis des Heiligen Geistes, für Gott zu sprechen, unter den Gesprächspartnern von vornherein unstreitig war – immerhin ist er bekanntlich eine Hypostase der göttlichen Usia –, weigerte sich dieser selbst, die Legitimation der beiden anderen anzuerkennen: der Konzilsgeist hatte sich wie üblich auf das Kleine Konzilskompendium sowie auf den Aufbruch berufen, den er seit fünfzig Jahren in der Kirche hervorgebracht habe. Dem letzteren hielt der Gastgeber jedoch unter anderem Metastudien amerikanischer Wissenschaftler entgegen, die herausgefunden hatten, daß sich ein solcher Effekt empirisch nicht nachweisen lasse.
Noch schlechter stand der Geist von Franziskus da: dieser hatte mehrfach angekündigt, der Heilige Vater selbst werde ihm auf dem Treffen persönlich sein Vertrauen aussprechen. Der ließ sich jedoch entschuldigen und sandte statt dessen eine Grußbotschaft, in der nur der Heilige Geist namentlich erwähnt wurde. Bereits seit Monaten war der Pontifex in der Öffentlichkeit auf Distanz zu seinem Geist gegangen; in einer What’s-App-Gruppe von Fans des Fußballvereins Atlético San Lorenzo hatte sich Franziskus bereits im Herbst äußerst kritisch über die Machenschaften des ihm zugeschriebenen Geistes geäußert: „Ich bin entgeistert! Da bin ich lieber geistlos, als solch einen Geist zu haben! XD“. Ähnliches war schon dem Geist des Konzils mit dem damaligen Papst Benedikt XVI. widerfahren.
Die erste unmittelbare Reaktion konnten die Kollegen vom jesuitischen Rundfunksender Vox in Rahner einfangen: denen zischte der Geist des Konzils seine Meinung ins Mikrophon, als er wütend aus dem Sitzungssaal gerauscht kam und eben im Begriffe war, in einer Schwefelwolke zu verschwinden: „War eh klar, daß es nichts bringt, mit Tauben zu reden – da lachen ja die Hühner, Mann!“
Der Heilige Geist – sonst nicht für Kommunikationsprobleme bekannt – ließ über Vatikansprecher Federico Lombardi nichts weiter mitteilen als dies: „Ich bedauere diesen Ausgang der Gespräche. Wir sprechen wohl einfach verschiedene Sprachen.“ Hinter den Kulissen soll er sich jedoch besonders über das Verhalten des Konzilsgeistes negativ geäußert haben. Wie aus Vatikankreisen verlautet, ist ihm besonders dessen Ungeduld Anlaß zum Tadel: es sei stets gute Tradition gewesen, sich acht Tage mit ihm Zeit zu nehmen; der Geist des Konzils habe jedoch darauf gedrängt, daß einer, höchstens zwei Tage genug seien, um sich aufeinander einzustellen.
Der Geist von Franziskus schließlich ließ die Laieninitiative Wir sind Kirche für sich sprechen. Vorsitzende Martha Heizer: „Nun ist Rom von allen guten Geistern verlassen. Der Heilige Geist hat sich wieder einmal als das entlarvt, was er ist: ein Geist, der stets verneint! Dialogbereitschaft sieht anders aus. Aber eines sage ich Ihnen: Mit uns wird es eine Kommunikation von oben herab nach dem Motto: ‚Ihr stammt von unten, ich stamme von oben‘ nicht mehr geben. Ein solcher Klassismus widerspricht dem Geist des Evangeliums. Vielmehr muß unbedingt die Basis bestimmen; das wollte Jesus so. Und diese Basis sind wir, der geistige Bodensatz der Kirche. Wer das anders sieht, ist kein Freund von Papst Franziskus. Mit einem Geist aber, der für sich Herrenrechte beansprucht und dazu noch von äußerst zweifelhafter Herkunft ist, läßt sich junge Kirche nicht machen“, so die exkommunizierte 69jährige.
Bereits im Vorfeld des Treffens hatte der Heilige Geist viel Kritik geerntet: in der Welt hatten Theologieprofessoren eine Protestanzeige veröffentlicht, in der sie forderten, daß auch der Weltgeist zu den Treffen eingeladen werden müsse. Der berühmte katholische Theologe und einflußreiche Heilpraktiker Eugen Drewermann bescheinigte dem Heiligen Geist Therapiebedürftigkeit. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm äußerte, es müsse sich bei dem Gastgeber der Gesprächsrunde der Geister um einen besonders gerissenen Hochstapler handeln, denn in Rom sei der Heilige Geist noch nie gewesen.
Vor allem bekam der Heilige Geist jedoch monatelang den Gegenwind des medial gut vernetzten Franziskusgeistes zu spüren: In dessen Namen nannte ihn ein Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken einen „Feuerteufel“, „Proselytenmacher“ und „geistigen Brandstifter“, der herablassend sei und ausgebeutete Propheten für sich arbeiten lasse. Der Dillinger Ekklesiologe Freibert Maurer kritisierte, daß der Heilige Geist ungehörigerweise ohne Vorwarnung über Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch über Römer, Juden und Proselyten, Kreter, Araber, ja sogar über Afrikaner, Australier, Ceylonesen und ähnliche unterentwickelte und unvorbereitete Wilde komme, ohne daß er diesen Zeit lasse, die notwendige kritische Distanz aufzubauen, um sich auf aufgeklärte Weise mit ihm auseinanderzusetzen. Damit stelle er die demokratische Verfaßtheit der Kirche infrage. Ein Mitglied des Bundesvorstandes der vom Geist von Franziskus geförderten Schwangerenkonfliktberatungsstelle Donum Vitae warf dem Heiligen Geist in der ARD-Sendung Günter Jauch Unbarmherzigkeit, Frauenfeindlichkeit, Korruption und Bestechungsversuche vor und rief dazu auf, die von ihm angebotenen Gaben vehement zurückzuweisen. Auch hinter einem kritischen Spiegel-Titel mit der Überschrift: „Eine Kirche sieht rot. Wie die Katholiken den ‚heiligen‘ Geist empfangen“, in dem der Eindruck erweckt wurde, die Mehrzahl der Katholiken, vor allem aber der Papst, sei gegen den Heiligen Geist eingestellt, soll der Geist von Franziskus stecken.
Unterstützung bekam der Heilige Geist neben der ihm wohl eher zufällig zustimmenden Zeitschrift Fit for Fun („Fit in den Sommer: Waschbrettbauch durch Pfingstbewegung“) besonders vom erzkonservativen Kirchenfürsten Raymond Leo Burke, der in den letzten Monaten unermüdlich gegen die Verwirrung der Geister predigte – und das neben seinen Sozialstunden als Rettungswagenfahrer, zu denen ihn der Geist von Franziskus nach Berichten der Frankfurter Allgemeinen verdonnert haben soll. Eine vermittelnde Position nahm der Semiotiker Agostino Umberti O.P. ein, der meinte, die Geister müßten endlich aufhören, sich nur „auf Gänsefüßchen“ aufeinander zuzubewegen, sondern sollten den Graben zwischen res und signum mit einem mutigen Schritt überwinden.
Inzwischen hat sich der Widerstreit der Geister bereits weiter verschärft: wie uns soeben zugeht, haben der Franziskus- und der Konzilsgeist sich nun dem Weltbund der Flaschengeister – vertreten durch dessen turnusmäßigen Präses, den Himbeergeist –, sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland zugewandt und Verhandlungen über Kanzeltausch und Predigtgemeinschaft aufgenommen. Zwei neue Player haben sich dem Heer der abtrünnigen Geister bereits angeschlossen: der Geist der Barmherzigkeit und der Geist des Heiligen Geistes.
Als wäre das nicht genug, treffen ständig neue Berichte von jüngsten Spaltungen ein!
AntwortenLöschenKonservativer Aufstand gegen neue Christologie
Ephesus 449 A.D.: In der letzten Sitzung hat die Synode neue Richtlinien für das Gesetz des Glaubens verfasst. Doch nun teilen mehrere Bistümer der Tiberente mit, dass sie den neuen Glauben nicht übernehmen wollen. Schon seit geraumer Zeit gilt der Bischof von Rom, Leo I., und Flavian, Bischof von Konstantinopel, als konservative Speerspitze des Weltepiskopats. Sie sind zwar demokratisch überstimmt worden, wollen aber dennoch die neuen Richtlinien nicht umsetzen. Sie zweifeln offenbar daran, dass diese dem Symbolum von Nicäa entsprechen. Ein Affront gegen den Kaiser und den Vorsitzenden der Bischofskonferenz ...